Vipassana - my journey

09Juli2018

ich weiß nicht wo ich anfangen soll

wahrscheinlich am besten von ganz am anfang, das hier wird wahrscheinlich ein langer post werden..

pre-kurs:
das erste mal habe ich davon erfahren als meine amerikanische freundin becca aus hanmer zu einem meditations retreat nach auckland gegangen ist. das war so ungefähr alles was ich wusste. 
als ich dann während sie da war gegoogelt habe um herauszufinden, was das genau ist, habe ich einfach nur gedacht, wie viel mut man haben muss, um sich für sowas anzumelden. 
es war ein blogeintrag einer frau, die es gemacht hat und kurz davor war abzubrechen, weil sie so gelitten hat.
ich hab sie wirklich dafür bewundert und gleichzeitig sowas wie neid verspürt, dass sie die erfahrung macht. 
danach habe ich mit becca gesprochen und sie meinte, dass sie immer noch nicht verstehen kann, wie sie durch die 10 tage gekommen ist.
10 tage meditieren. klingt erstmal nicht so schlimm. 10 tage mit niemandem sprechen klingt dann doch etwas beängstigender. 
nun gut, sie hats geschafft, ich war fasziniert, das war es fürs erste. das war im januar.
im april hab ich durch irgendeinen grund wieder daran gedacht und habe nochmal angefangen zu googlen, wie das hieß und was das war, an den inhalt des blogeintrags konnte ich mich nur noch ganz dunkel erinnern. 
ich google also, komme zu den kursen, gucke nach den terminen, alle kurse vorm 17. juli (an dem mein flug nach bali geht) sind schon voll. natürlich, jetzt wo ich sehe, ich hätte nichtmal die möglichkeit zu gehen, will ich nichts lieber als an einem kurs teilnehmen. der letzte kurs vor meinem flug ist vom 26.-08.07. was natürlich PERFEKT passen würde, da ich für meinen flug eh nach auckland müsste. ich melde mich also trotzdem an, stehe auf der warteliste und bin unglaublich frustriert, dass ich nicht schon früher den mut aufgebracht habe, wenigstens mal nachzugucken, aber ich habe es einfach nicht in erwägung gezogen davor.
ich hab dann auch nach vipassana kursen in bali und thailand gesucht und auch gefunden, wollte aber nicht wirklich 10 tage meines 30-tägigen aufenthalts dort opfern um "nichts" zu tun.


das war irgendwann ende märz oder april.
komplett vergessen danach, wieso sollte denn leute, die sich anmelden, einfach absagen vorher, man meldet sixh ja nicht einfach nur zum spaß an. ich hatte also keine große hoffnung und hab wirklich kaum einen gedanken mehr daran verschwendet. 
bis dann eine mail kam, dass ich meinen wartelisten platz bestätigen soll, ob ich immernoch interessiert bin. ich hab also nochmal reconfirmed und hatte weiterhin minimale hoffnungen, dachte halt aber auch, dass es vielleicht noch nicht sein sollte, dass ich einfach mental nicht bereit bin oder sowas.
3 wochen vorher kam dann eine mail dass ein platz frei geworden ist und ich bitte bestätigen soll, dass ich teilnehme.
jetzt, natürlich, erstmal panische angst, freude und aber auch besorgnis dabei. 
ich muss genug geld für asien machen, brauch zeit mein auto zu verkaufen, hätte dadurch mehr als nen halben monat verloren und gehen, schon in 3 wochen??? wassss, das kam jetzt so überraschend, ich bin dadrauf nicht vorbereitet gewesen.
ich hab also mit meinen engsten freunden hier gesprochen (meine italienerin vivi und mein neuer mexikanischer freund, den ich bei meiner autowerkstatt kennengelernt habe [ja, ich hab jetzt zwei mexikaner als freunde, und beide sind mechanics - witzigerweise haben die sich auch noch ohne mein beisein kennengelernt bei einer hausbesichtigung und ich hatte dem einen von dem anderen erzählt, weshalb er dann nachgefragt hat ob er mich zufällig kennt]), so, jedenfalls hat vivi gesagt ups das ist ja sehr bald, aber bestimmt gut für dich. cris, der vipassana irgendwie kannte, keine ahnung warum aber der kennt irgendwie eh alles vllt weil er auch bei sonem yoga retreat gearbeitet hat, meinte, dass ich das doch machen soll und warum nicht und ich war immer noch sehr überfordert.
trotzdem habe ich den platz dann bestätigt, aber gesagt, dass ich ihnen nochmal eine eindeutige antwort gebe, wenn ich mehr von meiner situation in queenstown weiß, ich musste ja beide meine jobs rechtzeitig kündigen, flug buchen und das größte besorgnis war auto verkaufen. 
nach dem letzten blogpost (der in dieser zeit der besorgnis entstanden ist, wie man höchstwahrscheinlich auch heraushören kann) hat papa mir in einer email geschrieben, dass ich mir keine sorgen um mein auto machen soll und das problem dem universum überlassen soll, weil das irgendwie schon zu ner lösung kommt.
gelesen, getan, so einfach, dieses problem löste sich also nachdem ich kurz über seine worte nachdachte und entschied, dass es in der tat keinen wirklichen sinn hat sich bei so einem unbeeinflussbaren problem so einen druck zu machen, es einfach ruhen zu lassen. 
ich habe es natürlich weiterhin versucht zu verkaufen und hatte auch mehrere interessenten, die es aber bis jetzt alle nicht wollten. ich hab mir nur sorgend gemacht, wo ich es lassen soll, weil irgendwann schleppt die stadtverwaltung rumstehende autos ab. am ende hatte ich 2 optionen und am letzten abend vor meinem flug brachte ich es dann spontan zu sebastian, meinem anderen mexikaner, der es im moment auf seinem grundstück zu stehen hat und bereit ist, es interessenten zu zeigen, usw. beste lösung also. 
um nicht all zu weit abzuschweifen mache ich jetzt mal mit meiner vipassana erfahrung weiter.

during-kurs:
habe also flug gebucht, bus shuttle gebucht, hostel gebucht, alles organisiert 
ein tag vor meinem abflug schrieb mir dann einer aus dem hostel, dass ixh den kurs mit alessio, dem italienischen ehemaligen night manager, dessen platz ich im hostel übernommen habe, machen werde. witziger zufall, machte mich aber ehrlich gesagt noch nervöser. ich dachte ich wäre da mit lauter fremden und wenn ich wirklich nicht durchhalte, würde keiner jemals davon erfahren (das war auch insgeheim der grund weshalb ich niemandem bescheid gesagt habe).


dort angekommen haben wir uns dann angemeldet und unterschrieben, die folgende regeln enthielt:

und hier nur falls es irgendwen interessiert die introduction:

außerdem mussten wir uns bereit erklären sogenannte noble silence einzuhalten, was jegliche kommunikation mit anderen personen oder lebewesen einschließt: keine sprache, gesten, augenkontakt, körperlicher kontakt oder notizen. 
silence of body, speech and mind.
keine physischen übungen, yoga und joggen eingeschlossen. keine religiösen objekte, talismänner o.ä. keine drogen oder andere suchtmittel wie tabak, keine bücher, musik, kameras. keine engen oder revealenden klamotten. kein eigenes essen, es gibt einfaches vegetarisches essen, eine mahlzeit morgens, eine mahlzeit mittags. etwas obst nachmittags. außerdem natürlich kein kontakt zur außenwelt (sorry mama, ich hätte dir wahrscheinlich wirklich bescheid sagen sollen, aber fühlte mich zu sehr unter druck gesetzt, wenn ich dir oder papa oder irgendwem in deutschland, bei dem ich wusste, ich würde sehr stolz sein, ihnen davon erzählen zu können, deswegen dachte ich, ein einfacher whatsapp status würde reichen).

der zeitplan ist sehr streng, am meisten angst machte mir das frühe aufstehen und keine richtige mahlzeit nach 11 uhr, was sich beides als absolut nicht schwer rausstellte.
hier ein überblick:



knapp 12 stunden meditation am tag. das war der teil der sich als schwer erwies. wer hättes gedacht.

das center war übrigens so 1 stunde im norden von auckland und lag in einem absoluten ur/regenwald und war wirklich wunderschön. man hat sich, weil man wirklich nur von absolut tropischer natur umgeben war, und auch nur eine einzige richtig lange straße rausführt, echt wie in ner abgeschotteten welt gefühlt, es war richtig gruselig flugzeuge zu hören, weil es einem gezeigt hat, dass es doch noch eine zivilisation da draußen gibt.

das ist leider das einzige bild vom morgen des 11. tages:

da ich wusste, ich würde nichts zu schreiben haben und aber unbedingt irgendwie eine erinnerung an die verschiedenen tage haben wollte, war ich so schlau (das war wirklich eine der besten ideen überhaupt), mir vorher zu überlegen, jedem tag ein wort zuzuweisen. dadurch konnte ich mich an die verschiedenen tage sehr gut erinnern und die jeweiligen unterschiede festmachen:

tag 1: thankful

am ersten tag mussten wir nur unsere atmung beobachten, keinerlei beeinflussung, nur beobachtung. das viel mir leichter als gedacht, ich habe zwar verdammte viel gedacht und bin auch immer wieder abgeschwiffen, habe mich aber angestrengt, dauernd wieder zurück zu kommen und mich auf die atmung zu konzentrieren. ich dachte, das wäre vermutlich so ziemlich alles und war wahnsinnig dankbar, dort sein zu dürfen, für alles was mich dazu geführt hat, jede person in meinem leben, die mir das alles möglich gemacht hat, also eigentlich jede einzelne person die ich kenne.
außerdem hab ich so intensiv gespürt, dass ich dazu bestimmt bin hier zu sein und es definitiv das richtige es. auch der titel ist mir in den kopf gekommen, weil mir das traveln zwar schon viel über mich gelehrt hat, ich jedoch dieses mal eine ganz andere reise mache, halt in mir drin, ohne mich irgendwo hinbewegen zu können.
am abend hört man sich eine stunde lang einen discourse an und es wurde gesagt, dass der zweite und fünfte tag, manchmal tag 6 & 7 auch, die schlimmsten sein sollen. ich habe mich also schon auf tag 2 mental vorbereitet: es wird vermutlich härter werden.

tag 2: suffer

sorry für die englischen worte übrigens, ich fühle mich nicht besonders cool oder english, es kamen mir halt wirklich nur englisches in den kopf als ich über die jeweiligen worte nachgedacht habe.

wie dem auch sei: tag 2 war absolut gestört im rückblick, ich konnte die nacht kaum schlafen, weil mir so kalt war,es gab keine richtigen decken und ich dachte meine eigene und eine dünne decke vom center wird schon in ordnung sein, fehlalarm. 
deswegen dachte ich auch den ganzen tag über scheisse, ich bin grad so hart dabei krank zu werden. da im discourse am vorigen abend aber auch gesagt wurde, dass der körper manchmal auf die anstrengung und umstellung des geistes reagiert, war ich nicht ganz sicher. ich dachte einfach nur ich muss sterben, mein ganzer körper schmerzte, die mediation war wesentlich anstrengender und ich war ja auch so gut wie überzeugt, dass ich mich grad voll am erkälten bin. so extrem kann ja keine geistig erzeugte körperliche reaktion sein, das ist einfach nicht möglich, dachte ich. nach der teepause um 5 war aber auf einmal alles physische wie weggeblasen, es ging mir super, ich war frisch und voller kraft. das war der punkt wo ich es so dachte alter, was zur hölle passiert hier, was geht hier vor.


tag 3: steady

das war einfach nur dieses wort, nicht besonders schlecht, nicht besonders gut.
am tag davor hatten wir die aufgabe, die dreiecks area der ganzen nase, also immernoch atmung, aber auch den bereich darunter bis zur oberlippe zu beobachten. ich spürte nix bei meiner oberlippe, war also kaum ein unterschied zum tag davor. heute sollten wir dann aber nur den bereich des schnurrbarts, oder wo einer wäre, über der oberlippe bis zu den nasenlöchern, beobachten. 
meine gedanken waren bis jetzt absolut unaufhaltbar aber auch unAUShaltbar geworden. konzentration war extrem schwer, ich war immer noch am versuchen, eine einigermaßen bequeme sitzposition zu finden. da wir aber erlaubt waren, unsere position zu wechseln, so oft wir wollten, war das alles noch akzeptabel. wenn meine füße einschliefen, oder meine hüfte anfing zu krampfen, setze ich mich anders hin.
dazu kam allerdings müdigkeit, am schlimmsten war die morgenmeditation, die 2 stunden lang war, danach hielt die müdigkeit aber an, aber so richtig bis nachmittags. in den pausen natürlich keine spur der müdigkeit.
im discourse wurde uns gesagt, dass tag 4 ein anderes programm sein würde, da es der vipassana-tag war und wir in die vipassana meditation eingeführt würden. wie aufregend, endlich etwas anderes, neues, außerdem schon tag 4, das war ein tag vor tag 5 und tag 5 war schon halbzeit!! so zählte man im übrigens jeden tag herunter: "noch 2 tage bis zur mitte, dann 2 oder 3 tage die schwer werden und dann nur noch 3 tage dann ist schon das ende, das schaffst du auch noch"

tag 4: long

die erste tageshälfte bis um 2:30 haben wir weiterhin das gleiche gemacht und dann kam es um 3:30 glaub ich zur einführung in vipassana. bis dahin zog sich die zeit so extrem, jede einzelne meditation kam mir unwahrscheinlich lang vor. 
ich habe überlegt ein zweites wort für die zeit nach 3 zu finden, aber beschlossen, es zu lassen, weil ich dafür nicht ansatzweise eine passende beschreibung finden würde.
es fing an, dass wir unsere ganze körper oberfläche vom kopf bis zu den zehen beobachten sollten und mit dem moment wo goenka (der oberlehrer, der alles erklärt, es werden auf lauten lautsprechern tapes abgespielt), anfing uns zu beschreiben das wir an unserer höchste stelle des kopfes, etwa ein inch durchmesser (ich hatte keine ahnung wie groß das ist, habe mir in etwa 5 cm vorgestellt, was auch recht richtig war), anfangen sollten, fing auf einmal mein ganzer körper an sich zu erhitzen, aber so richtig hardcore, es fühlte sich an als würde ich gleich in flammen aufgehen. dabei fühlte ich dann auf einmal eine art tritt von innen, von der mitte meines körpers aus, nur ohne den schmerz, es war einfach wie ein ordentlicher stoß und plötzlich war alles um mich rum extrem hell, irgendwie golden einfach voller licht. 
meine körpertemperatur war immer noch komplett am ausarten, ich fing an zu schwitzen, glaub ich, war mir die ganze zeit nicht sicher, ob es echt oder nur einbildung ist, und dachte mir einfach nur so junge, WAS ZUR HÖLLE PASSIERT GRADE
es war nicht so dass ich in dem moment irgendeine art gedankliches eflebnis hatte, das war alles nur körperlich, meine gedanken waren komplett klar, ich hab einfach nur geguckt wie lange das wohl anhält und dachte mir dabei so geil, ich hätte nie gedacht, dass ich jemals in die situation komme, in der ich von so einem erlebnis erzählen konnte, man hört von sowas ja manchmal, aber kanns sich bei sich selber nicht wirklich vorstellen.
die ganze vipassana meditation durch durften wir uns dann nicht bewegen und nach ein paar minuten war diese kraftvolle energie die ich hatte, auch wieder vorbei und ich fing langsam an, meine schmerzen wieder zu spüren und es wurde von minute zu minute immer anstrengender, gleichzeitig spürte ich die vibrationen in meinem körper aber so intensiv wie kein anderes mal danach. am ganzen körper hatte man irgendwelche empfindungen, alles bitzelt und prickelt, du spürst jede ader und wie das blut überall fließt, deinen puls, hörst deinen herzschlag und all sowas. also so richtig extrem, und ich hab immer gesagt ich kann nicht meditieren oder ich wäre sehr schlecht darin. 

tag 5: good

auf tag 5 bereitete ich mich ziemlich stark vor, weil ich dachte, dass es einer der schwersten tage wird. war aber an sich einfach recht gut, es viel mir nicht all zu schwer, nur spürte ich diese empfindungen definitiv nicht mehr so stark, musste mich also sehr versuchen zu konzentrieren, um überhaupt etwas spüren zu können.

tag 6: hard/stars

der tag danach war dafür absolut anstrengend, ich hatte mich schon darauf vorbereitet, weil ich im internet gelesen hatte, dass die meisten leute an tag 6 abgeben und gehen und auch becca hat mir gesagt, dass das der schwerste tag ist und sie kurz davor war zu gehen.
trotzdem war ich wirklich geschockt von der kraft die ich aufbringen musste um nicht einfach nur dazusitzen und zu denken, denn auch wenn ich anfangs happy war, mal etwas anderes als nur meine gedanken im kopf zu haben, wurde es zur qual, sich auf jede körperstelle einzeln nacheinander zu konzentrieren und das stundenlang. es dauerte teilweise eine stunde um durch den ganzen körper durch zu kommen, weil die gedanken auch dauernd abschweifen und man wieder zurückkommen muss. 5 qcm nacheinander fühlen und das von oben bis unten ist hart. du fängst am kopf an, gehst deinen schädel runter, dann übers gesicht, hals und nacken runter, ein arm, zweiter arm, oberkörper,vorne, hinten und so weiter und so fort bis man endlich an seinen zehen angekommen ist. wenn man an stellen nichts spüren kann, muss man für eine minute dort stehen bleiben und das kommt nicht gerade selten vor.
die letzten 2 mediationen sind aber bedeutend besser, nach wolkigem regnerischem wetter sieht man das erste mal einen sagenhaften sternenhimmel, der mich viel besser stimmt. außerdem ist er discourse abends immer sehr angenehm, ich höre ihn auf kopfhörern in deutsch und es ist jedesmal als würde ich einen alten freund treffen, weil sich der kopf etwas entspannen kann. am anfang war ich etwas genervt, dass uns nicht zugetraut wird, die englische version zu verstehen, jedoch ist es eigentlich sehr entlastend gewesen, alles nochmal in deutsch erklärt zu bekommen.

tag 7: changing

es sind nur noch 4 tage, trotzdem fiel es mir sehr schwer wieder rein zu kommen. meine konzentration ist teilweise schwindend, zeitweise, akzeptabel. ich kann mich nicht genau erinnern, an welchen tagen wir was verändert haben, jedoch haben wir irgendwann angefangen, unsere seiten symmetrisch abzufahren, also beide gesichtshälften, arme, beine, usw, auf so viel wie nur möglich gleichzeitig und symmetrisch zu konzentrieren und gehst danach die ausgelassenen teile ab. klappt auf jeden fall ganz gut. 

tag 8: weak

ich glaube an tag 8 fingen wir an, in einem flow von oben nach unten alles gleichzeitig zu spüren. ich glaube an tag 6 haben wir damit angefangen, wieder von unten nach oben zurück zu gehen und genau so machen wir das weiterhin nur in einem fluss. es nennt sich 'sweep en masse', du gehst also von oben nach unten und von unten nach oben durch alle teile deines körpers. da ich mit meinen gedanken nur dabei bin, dass es bald vorbei ist, nur noch 2 richtige tage sind, kann ich mich absolut nicht konzentrieren und es fällt mir schwer noch ernsthaft zu arbeiten.

tag 9: done

dieses wort habe ich erst jetzt im nachhinein gegeben, weil mir mein italienischer freund erzählt hat, dass er am ende des 9. tages sein schweigen damit gebrochen hat und zu einem freund gesagt hat. das fand ich so witzig, weil sich glaub ich alle so gefühlt haben, nachdem tag 9 vorbei war. 

tag 10: happy/social

die morgenmeditation ist immernoch die allerschwierigste und jedesmal eine art folter (ein paar mal bin ich nicht in die halle gegangen, weil es uns für diese meditation freigestellt war, jedoch bin ich dann so gut wie immer gegen die wand gelehnt eingeschlafen). nach dem frühstück und der gruppenmeditation, in der wir metta, eine andere meditation, in der man quasi alle energie nach außen leitet und sich und allen anderen peace and harmony wünscht, wird das schweigen gebrochen und ich kann endlich alessio richtig hallo sagen und fragen was er in den vergangen monaten so gemacht hat. alle fangen langsam aber sicher an zu reden und sich kennenzulernen, namen und erfahrungen auszutauschen. es stellt sich raus, dass mir verschiedene namen gegeben wurden, was witzig ist, weil man sich über die zeit wirklich zu menschen geschichten und gründe überlegt, warum sie hier sind und woher sie kommen usw. und jetzt kann man sich mit ihnen austauschen und die leute, zu denen man teilweise richtige beziehungen aufgebaut hat, richtig kennenlernen. man kann mit den managern reden (was davor auch möglich war bei problemen etc.), sich bei den helfern bedanken, die unser wahnsinnig gutes essen gekocht und uns generell so gut umsorgt haben. 
die ganzen jüngeren unter uns fangen schnell an uns auszutauschen und wir kommen alle aus sehr unterschiedlichen situationen. die meisten sind kiwis, 3 sind sogar maoris, viele direkt aus auckand und gerade die sind absolut sprachlos, als ich ihnen erzähle, dass ich och keine ahnung habe, wo ich ab morgen bleibe, keine unterkunft gebucht habe und generell einfach mal gucke, wo es mich in den nächsten 10 tagen so hin verschlägt. und dass ich dann alleine, ohne richtigen plan nach bali und thailand fliege, wird genauso aufgenommen. es ist witzig, weil ich vorher nur mit backpackern gelebt und zu tun hatte und es unter denen ganz normal ist, dass man keine direkten pläne hat und alleine rumreist, aber bei leuten, die mit ihren eltern leben und ein gap year machen, indem sie halt einfach nicht direkt anfangen zu studieren, ist ds natürlich was komplett neues, die bewundern uns jungen mädchen irgendwie, die so unbesorgt alleine in die welt gehen. eine andere franzosin ist noch mit mir, und die hat ungefähr genau die gleichen pläne wie ich: wir fliegen am selben tag (vllt sogar im selben flugzeug, dass müssen wir noch rausfinden) nach bali und gucken bis dorthin was so passiert, vielleicht hitchhiken nach northland, vielleicht auch nicht, mal gucken. die anderen sind buchstäblich sprachlos und gucken uns an als wären wir verrückt geworden.

post-kurs:
am 10. tag in der morgenmeditation überlege ich nochmal scharf, die idee war mir schon am abend vorher gekommen, aber ich wollte noch etwas abwarten, bis ich mich entscheide. die leute vom center meinten nämlich, dass noch helfer für den nächsten kurs am mittwoch gebraucht werden. erst dachte ich, dass es mir halt nicht möglich ist zu serven, weil ich am dienstag danach ja schon meinen flug habe, aber sie suchen wohl auch nach parttimern, die nur einige tage dort bleiben. gestern morgen habe ich also die leiter dort aufgesucht und mich als parttime server angemeldet. 
hätte mir das jemand während der 10 tage gesagt, hätte ich den höchstwahrscheinlich ausgelacht, weil ich wirklich nur weg wollte, endlich raus aus dem center, außenwelt, nicht mehr gezwungen sein zu meditieren.
aber ich habe bis dorthin keine pläne, das wetter ist eh nicht so schön genug, dass man wirklich freude hätte, die ganzen beaches in northland anzugucken und ich wusste halt auch in der tat nicht wie ich dort hinkommen sollte, weil ich noch kein sonderlich selbstbewusster hitchhiker bin. außerdem hätte ich in der zeit eine menge geld verbraten, rumreisen in neuseeland ist unwahrscheinlich teuer, wenn man keine buspässe oder campervans hat. und die unterkünfte sind halt nochmal jeden tag so knapp $25 und da hätte ich in dieser woche wahrscheinlich schon mit essen und allem ne menge verbraten. also bleibe ich jetzt diese drei nächte in auckland und gehe dann zurück, tue etwas gutes und bin auch nicht durchgehend am meditieren.
außerdem ist die meditation jetzt leider nicht vorbei, wir müssen sie jeden tag morgens und abends jeweils 1 stunde weiterführen und ich weiß nicht, wie lang ich das schaffen würde. durch das arbeiten (wo man auch reden kann udn muss) im center fällt es einem wohl viel leichter die meditation in seinen alltag zu integrieren, da man zu den drei aditannha gruppenmeditations stunden auch als helfer anwesend sein muss. 
gestern nacht und heute morgen im hostel zu meditieren war extrem hart, das hab ich nur geschafft durch unseren gruppenchat den wir gegründet haben, genau für den grund uns gegenseitig zu motivieren. wenn du liest, dass die anderen die meditation schon hintersich haben, schaffst du es tausendmal eher dich aufzuraffen.

to sum up: 
sehr gute erfahrung, gerade am anfang meines lebens, vor meinen nächsten adventures. es war wirklich hart, aber umso stolzer bin ich es geschafft zu haben. ich habe noch nie in meinem leben so viel eigeninitiative betrieben und das NUR für mich selbst, für niemand anderen. ich wusste nicht, dass ich zu sowas fähig bin und das sind nur die oberflächlichen aspekte. ich habe so viel gelernt, wie ich mein leben und generelle verhaltensweisen und situation verbessern kann. in mir drin hat ein prozess angefangen, der leider leider noch lange andauern wird, aber ich habe ja zum glück noch mein ganzes leben zeit auf diesem pfad weiter vorran zu kommen. ich hoffe das hört sich alles nicht zu abgedreht und hippie mäßig an, weil das sind einfach wirklich nur meine puren gedanken und gefühle dazu, mehr nichts.

ich muss aber wirklich und ernsthaft nochmal jedem einzelnen menschen der das hier liest sagen: danke dass du in meinem leben bist und du existierst, weil ich ohne dich und deinen einfluss niemals da wäre wo ich jetzt bin und das mein ich halt wirklich so wie ichs sage und ich bin so dankbar in so kurzer zeit (also 19 jahren haha) schon so weit gekommen zu sein. und wenn du diesen post gelesen hast warst du mit sicherheit mindestens ein mal während der 10 tage bei mir, weil ich genug zeit hatte, an jede person, die mir was bedeutet, zu denken.

ps: ich hatte auch genug zeit über diese blog naxhzudenken und hab jetzt mindestens 3 weitere posts, die ich unbedingt schreiben muss, in planung, es lohnt sich also demnächst (vllt nicht jeden tag, aber so alle 1-2 wochen) mal reinzugucken