Berichte von 08/2018

earthquake

08Aug2018

ich sitze gerade in diesem moment inmitten einer großen zahl von menschen auf einem freien platz in der mitte der insel gili air auf dem boden. es sind immer noch leute am vorbeilaufen und auch manchmal rufen aber es hat sich ziemlich beruhigt. ok, jetzt wieder ein kleines nachbeben. zwei leute fragen um ruhe und sagen sie suchen nach einer person. jetzt wieder ein bisschen grummeln des bodens und die einheimischen fangen an zu allah zu beten. alle sitzen basically nur rum und warten ab was passiert. die meisten menschen aus meinem hostel um mich rum haben mittlerweile über irgendein handy ihrer familie schreiben können. jetzt fragen sie nach manager von resorts um sitzsäcke zu bringen.

der typ der immer wieder laut um ruhe fragt managed hier die komplette situation, er war die einzige person, die uns mit informationen über die tsunami warnung versorgt hat, die wohl mittlerweile nicht mehr existiert. er meinte es war 7.1 in lombok und nachbeben sind normal und das normalerweise kein zweites erdbeben folgt.

ich werde jetzt versuchen die situation von anfang an zu beschreiben:

ich bin nachdem ich in einem local restaurant abendessen war (steinhaus, ich saß da für eine ziemliche weile) ins hostel gekommen und hab auf dem weg überlegt endlich meine blogposts der letzten tage bzw wochen runterzuschreiben. gesagt, getan, habe mich in eine art bambushaus lounge an den pool gesetzt, es waren noch drei andere mädels um mich rum.
um 7:50 uhr hab mich gerade mit dem internet verbunden, als ich auf einmal laute geräusche, eine art rummeln und regelrecht durchgerüttelt wurde. nach vllt zwei bis drei sekunden in denen ich realisierte, dass das definitiv ein heftig gruseliges erdbeben ist und aufsprang, die hand des einen mädchens zu meiner linken griff, legten wir uns flach auf den boden. da wir direkt neben dem fetten hausgerüst lagen rief ich, dass das kein safer spot ist, wir also wieder hoch und versuchten uns ein paar meter zu entfernen. dabei musste man wirklich aufpassen, nicht umzufallen, da der ganze boden einfach nur bebte und alles wackelt, nichts ist mehr fest, der pool schwappt über, alles bewegt sich, alle lichter gehen aus, du hörst schreie überall, kinder weinen, es war absolut terrifying.

ein anderes mädchen kam angerannt und schrie dass wir unseren kopf bedecken sollen, was ich dann auch tat.
in diesen paar sekunden dachte ich einfach nur, dass es in der tat sein könnte, dass mein leben jetzt endet, du bist einer gewaltigen macht ausgeliefert, gegen die du nichts machen kannst, du weißt nicht, wie lange das geht und ob gleich irgendetwas auf dich fallen wird.

nach vllt 10 bis 20 sekunden, wahrscheinlich nicht ganz so lang, aber es kam einem definitiv extrem lang vor, beruhigte es sich langsam, also setzten wir uns halbwegs aufrecht hin.

scheiße ok, gerade kommt eine gruppe indonesier die eine trage auf der ein verletzter liegt an uns vorbei transportieren.

ich musste kurz durchatmen.

während wir dort saßen, kamen noch einige heftige nachbeben, die allesamt genau so gruselig waren, weil du jedesmal einfach nur abwarten konntest und immer wieder das selbe erwartest.

eine weitere strandliege mit einem menschen wird an uns vorbeigebracht, während der leadende mann bescheid gibt, dass jemand breadrolls und wasser für frauen und kinder gebracht hat.

es ist 11:15 pm und es sind immer noch deutlich spürbare nachbeben.
es wird immer wieder nach einer gewissen anzahl von menschen gerufen, die die patienten oder wasserkanister oder andere sachen tragen bzw. holen und bringen.

zurück zum hostel:
als die ersten schocks vorrüber war und man wieder normal rumlaufen konnte, hab ich mich erstmal umgeguckt und dachte zuerst, dass eigentlich nicht viel passiert ist, aber man hat dann doch eine sache nach der anderen gesehen.

in der bar sind alle flaschen vom tresen und aus dem kühlschrank gefallen, alle fahrräder lagen dominomäßig auf dem boden, in der bambushütte ist ein fettes bücherregal umgefallen, die küchenzeile war verwüstet, und so weiter.

also halfen alle erstmal mit aufräumen, es kamen nach und nach immer mehr leute zurück ins hostel, die ganzen mitarbeiter haben sich auch versammelt.

der manager meinte, dass wir wahrscheinlich am besten alle im hostel bleiben, da es eine relativ freie fläche ist und alles aus bambus gemacht ist, also keine wände, die einstürzen können.

nach einer gewissen zeit, sagte dann einer der mitarbeiter, wir sollen alle zusammen in die mitte der insel gehen, um sicherer im falle eines tsunamis zu sein.
der manager meinte dann aber, dass er keinen point dadrin sieht und wir bleiben sollen, da war aber die hälfte schon aufm weg, also bin ich mit ein paar anderen weiter.

auf dem weg kam dann noch ein heftiges nachbeben, bei dem wir auf den nächsten freien platz rannten und uns wieder hinlegten. auf fast jedem freien platz haben sich schon leute versammelt, aber wir liefen noch ein stück weiter bis zu einem sehr großen wo schon eine riesige versammlung saß.

jetzt sitzen wir immer noch hier, ich hab grad schmerztabletten nach vorne gebracht, wo auch immer wieder die verletzten hingebracht wurden. dort lagen schon etliche first aid kits, verbände und auch ein eimer mit ganz viel blutigen tüchern und klamotten. da sich dort grad eine weitere gruppe frauen sammelte, die zur toilette gehen wollte, schloss ich mich an und jetzt sitz ich wieder hier bei den leuten aus meinem hostel.


das waren nur die kleinsten auswirkungen im hostel, der pool der übergeschwappt ist mit der hütte, auf der ich saß, im hintergrund.
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irgendwann in der nacht sind zwei von denen zurück ins hostel gegangen und ich hab mich angeschlossen, weil einige ja eh noch da waren und die tsunami warnung über war. es hat sich noch nie so komisch angefühlt zu laufen, ähnlich wie wenn man sich im kreis dreht und noch schwindelig und nicht weiß ob man gerade läuft. der engländer mit dem das andere deutsche mädchen waren meinte, es ist als würde dein gehirn dem boden nicht mehr vertrauen und ich könnte keine bessere beschreibung dafür finden. du stolperst jeden schritt vor dich hin, hoffst richtig aufzukommen und den nächsten schritt hinter dich zu bringen. wir trafen familien auf dem weg, die nicht wussten wo sie waren und wie sie zurück in ihr hotel kommen, da sie gerade erst heut auf der insel angekommen waren, alle waren in panik, hielten sich an den händen. du guckst die ganze zeit nach freien feldern zum hinrennen, gehst so schnell wie möglich an betonwänden, wenn sie noch aufrecht stehen, vorbei, hältst ausschau nach bäumen und häusern zum draufklettern. im hostel angekommen haben alle draußen um den pool rum auf ihren matratzen geschlafen.

am nächsten tag sind wir recht früh aufgebrochen, ich hab ungefähr die hälfte meiner klamotten da gelassen, alles was ich nicht wirklich brauchte.
wir liefen zu dritt, wieder die gleiche truppe von gestern nacht, zum hafen wo uns eine massenversammlung erwartete.
alle restaurants auf dem weg waren geschlossen, überall fuhren und liefen leuten durcheinander, du sahst immer wieder eingestürzte häuser, wände, wenn du innen rein gucktest, in die läden und geschäfte, war alles verwüstet, regale umgefallen, etc.
am hafen jedenfalls standen hunderte menschen, erstmal vor allem um den eingang zum pier und auf dem steg der aufs wasser führte. wir stellten uns also dazu, bereit zu warten. nach ner halben stunde ca. fingen leute an zu booten am strand um den pier herum zu laufen, da dort ab und zu kleinere boote abfuhren. wir gingen also rüber stellten uns dort an. als die boote nur locals raufließen und vom pier die größere public ferry zum zweiten mal zurückkam, gingen wir wieder
zurück. 

wir warteten stundenlang immer noch weit außerhalb der reichweite des tatsächlichen stegeingangs, als auf einmal die massen vor uns alle anfingen, zu dem schon vorhandenen rumgeschreie und geräuschpegel, und es nach außen gedrückt wurde. erst wusste keiner außen was vor sich ging aber leute sagten dann dass der steg unter den ganzen leuten angefangen hat einzubrechen.  

an den kleineren booten am strand standen immer mehr massen von leuten, da die boote immer wieder zurück kamen. wir entschieden, dass es dumm ist, wieder zurück zu gehen, da wir etwas weiter in der schlange gerückt waren. jedesmal wenn eins der kleineren boote am strand anlegte sprangen die massen nur so rauf, leute schrieen wie gestörte, koffer fielen ins wasser, es versuchten immer wieder menschen seitlich durchs wasser auf die boote zu klettern, locals setzten sich aufs dach, was aber nicht funktionierte, da der wellengang viel zu stark war. alles in allem war einfach nur eine riesige massenpanik, leute stritten, kreischten, weinten, familien waren verzweifelt und versuchten ihre kinder zu beruhigen. wir warteten einfach nur. 

als dann gefühlte zwei stunden kein boot mehr am pier wo wir standen anlegte, fingen wir langsam an die hoffnung aufzugeben, aber waren schon echt nah vorne. die boote gingen aber immer wieder nur zum strand und nicht mehr zum pier und die große fähre kam nicht mehr wieder. irgendwann fingen dann locals an mit sarongs in der luft die boote zum pier zu winken, was nach weiteren drei booten endlich klappte. durch den instabilen steg konnte immer nur eine person zum stabilen teil des stegs rüberlaufen und alle leute schrieen einander an, sobald auch nur einer die linie übertrat oder schlange übersprang. ich bin wirklich verwundert, keinen einzigen körperlichen kampf beobachtet zu haben, da sich leute wie tiere bekriegten, es war mehr als nur ein zustand der anarchie. leute schrieen andere, die ein privatboot gebucht hatten, an, ob sie sich für wichtiger und besser halten und ob sie denn mehr wert seien nur weil sie mehr geld hatten, all solche sachen. ich konnte das alles nicht fassen, meinte nur dass es kein sinn hat die leut anzuschreien, jeder in diesem moment hätte die chance eines privatboots genutzt. als jedoch ein riesiges doppelstockschiff kam, für 200 odermehr personen, und TATSÄCHLICH nur diese vllt 17 personen mitnahm, konnte ich diese inhumanität des ganzen geschehens selbst nicht mehr fassen.
irgendwann hielt dann ein boot an und wir waren mit eine der letzten die aufs boot kamen. die schiffsleute meinten es ist 150k pro person, der normale preis wäre 40k gewesen. ich wollte einfach nur weg, dachte mir scheiss drauf aber manche leute fingen an zu diskutieren und meinten sie geben das geld drüben, aber die leute wollten nicht losfahren, bevor sie alles geld hatten. manche leute bezahlten für mehrere personen am anderen ende des bootes, was es logischerweise nicht einfacher machte, da die leute nicht sicher waren, wer bezahlt hat und wer nicht. also wieder ein panisches durcheinander geschreie, gestreite und ähnliches.  

nach einer zeit waren wir tatsächlich auf der anderen seite in lombok angekommen sind, dachte ich, wir haben jetzt das schlimmste hinter uns. es war 12 uhr, es hatte uns also ca 4-5 stunden gekostet, nur nach bangsal zu kommen. die deutsche musste zum flughafen, da ihr flug am nächsten tag in bali nach hause ging. der engländer david und ich wollten auch nach bali, dachten aber dass es wahrscheinlich einfacher und wesentlich billiger über den fährweg sein wird. also fingen wir im hafen an, uns nach transport optionen durchzufragen, keine chance. autos überall, leute, locals, aber keiner wusste über irgendetwas bescheid, absolutes chaos. dass ein ort, der schon seit stunden touristenmassen empfängt, so unorganisiert und hilflos sein kann.
wir fragten locals nach hilfe, die meinten alle taxis und autotransporte sind momentan nur für familien erhältlich.
wir fragten auch, ob seine familie in ordnung ist, er meinte ja, aber dass er keine freunde oder familie hat, die noch ein haus besitzt, alles ist zerstört.
wir sind also die straße vom hafen raus.
dieser weg war bis jetzt das schlimmste szenario, das ich jemals zu gesicht bekam.
du konntest nirgendwo hingucken, ohne pure zerstörung zu sehen. auf der insel war vieles holz und bambus, kaum große gebäude, was die situation dort wesentlich besser gemacht hatte.
hier jedoch, liefst du durch das größte leid, was menschen erleben können. alles hab und gut, dein kompletter besitz wird dir entrissen. ich wollte nicht rumlaufen und fotos machen, da dort teilweise menschen vor ihren in schutt und asche liegenden häusern und restaurants saßen und man generell ein wahnsinnig beklemmendes gefühl hatte, dass einen davor zurückschrecken ließ, diese bilder zu dokumentieren.
in keiner art und weise kann man diese eindrücke jemals widergeben. eine freundin hat mich gefragt ob ich okay bin und ob es wirklich so schlimm ist wie die medien sagen. das einzige was ich antworten konnte war "schlimmer".
diese hilflosigkeit, verzweiflung und das leid der menschen kann keine medienberichterstattung in irgendeiner art und weise widergeben. alles liegt zusammengebrochen dort, teilweise kannst du roller, autos oder ähnliches identifizieren, läden, die aussehen als hätten sie vor minuten noch gestanden, produkte die du zwischen den trümmern erahnen kannst. teilweise sieht es aus als hätte dieser grauen betonhaufen niemals ein anständiges geradestehendes gebilde ergeben, so zerstört ist es.
du siehst wie leben, zerquetscht unter den massen von geröll, beton, stein, holz, was auch immer, begraben wurde.

 

als wir irgendwann einen großen busparkplatz erreichten, war es ein genauso großes durcheinander.
um diese stelle hier etwas kürzer zu fassen, wir sammelten uns in einer gruppe die alle nach lembar zum hafen wollten, unsere deutsche fand recht schnell einen bus zum airport und wir versuchten einen preis auszuhandeln. erste wollten sie 800k und wir waren alle nur sprachlos über diese frechheit. wir fragten, wie viel sie normalerweise wollen und er meinte 100k. ich konnte es nicht fassen, meinte, dass ich das nicht bezahle.
wir sind also auf der suche nach billigeren bussen zu diesem transporter gelaufen, der aber nach mataram fuhr. direkt hinter dem lkw war eine reporterin, die anfing dave zu interviewen.

 

danach, wanderten wir wieder zu unserer alten gruppe, die am ende in einen kleintransporter einstieg, der nur 6 leute fasste. sie meinten es würde 1 mio für 2 personen kosten, was okay war (für die situation und in vergleich zu den anderen preisen). als er da war meinte der fahrer, 1.5 mio pro person.
einer der engländer (es waren irgendwie alles briten um uns herum), dass wir hier in seinem land sind, wir sind touristen, genauso traumatisiert wie die einheimischen und angewiesen auf seine hilfe. "we need your help!!“ das waren so die letzten worte seiner rede. jeder mensch mit etwas verständnis hätte angefangen zu verstehen, da er die situation gut dargestellt hat und die richtigen worte wählte.
dass die einheimischen in so einer situation, von den einzigen leuten, die ihnen richtige jobs und geld verschafften, nur weil wir uns einen ulaub dorthin leisten können, so sehr probieren, eine not- & krisensituation dafür zu missbrauchen, geld für sich selbst herauszuschlagen, ist widerlich.
am ende fanden wir dann einen bus der uns für 500.000 nach lembar fuhr, aßen instant noodles und eine packung oreos, das erste essen seit über 24 stunden und stellten uns zur fähre an. die schlange war wieder extrem lang und ein typ versuchte vorher geld zu bekommen für die tickets, dass du die schlange zur kasse überspringst, was wir natürlich nicht machten, und warteten bis um ca 6:30pm bis wir endlich soweit waren, auf die fähre zu gehen.
die fahrt dauert so 5 stunden also wären wir noch vor mitternacht angekommen, jedoch warteten wir im hafen nochmal 2 stunden auf der fähre bis sie losfuhr.


wir schliefen alle irgendwie aufm boden, ich beantworte und schrieb tausendmal die selben fragen und antworten.
ich ging kurz auf toilette und setzte mich dann wieder hin, eine weitere nachricht einer freundin ob ich okay bin. ixh schilderte ihr die situation knapp und meinte, dass ich jetzt das erste mal richtig sitzen/sxhlafen konnte und einfach nur ausgelaugt wie sonst was bin. ich packte mein handy weg und in diesem moment fühlte ixh auf einmal alles wieder. die ganze panik und angst vom anfang kam hoch, ich spürte, wie auf einmal mein ganzes gesicht tränenüberstromt war, ich fing an viel zu schnell zu atmen und alle leute um mich rum, die es mitbekamen, guckten nur kurz und dann schnell wieder weg. der engländer schlief neben mir auf dem boden wo ich saß, das mädchen neben mir hatte sich auch hingelegt, ixh wusste überhaupt nicht was ich maxhen sollte und es hörte nicht auf. ich schrieb zum glück direkt mit zwei meiner freunden über whatsapp, was mich wahnsinnig beruhigte, aber ich hätte wirklich jemanden gebracht der mich kurz festhält und mir gut zuredet, traute mich aber nicht nach hilfe zu fragen, da ixh selber nicht wusste, wie man mir helfen konnte, weil ich nicht wusste, was vor sich ging. ich beschloss irgendwann aufs deck zu gehen, es regnete und war dunkel,das machte es nicht viel besser. ging also wieder runter, beruhigte mich langsam wieder. ab und zu kamen wieder tränen, ich ließ sie laufen. nach nicht all zu langer zeit gab es ein lautes geräusch, erster gedanke natürlich direkt wieder erdbeben, es war aber nur der alarm um zu sagen, dass wir da sind. runter von der fähre verhandelte das malaysische mädchen was neben mir gesessen hat und auch nach ubud wollte, mit nem taxi fahrer einen guten preis und wir gingen direkt mit, wollten nur endlich ankommen.
der taxifahrer fuhr wie ein verrückter aber dadurch waren wir innerhalb ner halben stunde da und mussten nur noch rausfinden, wie wir ins hostel reinkommen, da es fast um 4 uhr nachts war und konnten dann endlich duschen und naja, schlafen so ungefähr halb. du hattest halt das wackeln des bootes immer noch im kopf und ich wachte bei jedem geräusch in panik auf, bereit aufzuspringen.
am nächsten tag gingen wir frühstücken, ich mit dem mädchen in ein local restaurant und er nebenan. sie ist dann zu ner freundin und wir beide zum nächsten hostel. ich war so froh, immer noch mit dem engländer zu sein, da er mir auch erzählte während des frühstücks einen kurzen moment der panik hatte.
immer wieder hast du das gefühl der boden bewegt sich, auch die nächste, also letzte nacht, wachte ich mehrmals auf, da sich das mädchen im bett über mir bewegte. es sind minikleine ruckelchens des bettes und im kopf schrillen direkt tausende alarmsirenen.

ich habe nachgedacht und kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, hier noch bis zum 15. zu bleiben und dann nach thailand weiter zu reisen. es ist hart, es wird besser mit jedem tag, aber es sitzt tief, ich werde diese ganzen erlebnisse und vorallem die gefühle dabei, niemals vergessen.
ich habe das angebot von dem ehepaar, meiner familie in christchurch bekommen, zu ihnen zu komme um mich auszuruhen.
ich muss sagen, dass das die einzige nachricht war, die ich bekommen hab, in der ich mich richtig verstanden fühlte.

I didn’t realise you were in Lombok during that terrible earthquake. At least you survived but it must have been frightening. You are welcome to return to Christchurch. I don’t know if you will receive this message if you can’t access internet but I hope so.

ich habe so viele reaktionen und nachrichten der betroffenheit bekommen, aber diese kurze mail von ihr, war die, bei der ich mich gefühlt habe, als würde jemand die situation einschätzen oder nachvollziehen können. was höchstwahrscheinlich nicht zuletzt davon kommt, dass sie ein erdbeben miterlebt haben.
ich nehme es natürlich keiner person in irgendeiner art und weise übel, ich war so heilfroh über alle diese nachrichten, aber man kann sich in keinster auch nur vergleichbaren art und weise vorstellen, wie es ist, eines direkt mitzuerleben.

ich kann nicht glauben dass ich noch hier bin, ich fühle mich nichtmal glücklich oder so, ich kanns einfach nur nicht richtig erfassen, weil all das durchgestanden zu haben so unreal wirkt. und es passiert immer noch, ich bin immer noch hier, immernoch mit meinen gedanken mittendrin. aber der fakt, soweit schon gekommen zu sein, ist unbegreiflch für mich.

ich habe noch keinen flug gebucht, warte wahrscheinlich bis heute nachmittag abend, habe ein angebot bekommen für abends am 10. über brisbane nach chch zu fliegen. das hört sich für mich bis jetzt am besten an, der erste gedanke war natürlich berlin, aber so einem langen flug und weg will ich gerade erst recht nicht machen. außerdem habe ich recht viele sachen in nz gelassen und eigentlich auch lust noch meine letzten monate dort zu nutzen. mein rückflug geht eh von thailand, also habe ich die möglichkeit dorthin zu gehen eh noch.

das ist eine karte auf der man den epicenter sieht (das weiße) und dann wird die shake intensity in rotabstufungen dargestellt. wir waren dort wo die drei inseln als very strong abgebildet werden. bangsal, der hafen, wurde am schlimmsten getroffen.

 

 

bali nach lombok

01Aug2018

jetzt bin ich hier, in lombok. nebeninsel balis, im gegensatz zu bali wieder muslimisch. ich bin im süden, war heute an dem schönsten strand den ich bis jetzt je gesehen habe, was morgen aber nochmal übertroffen wird, weil ich frühs einen shuttle bus zu den gili islands gebucht habe. ich schlafe heute nacht alleine in einem queensize bed, das erste mal seit februar (lol) und mein homestay ist bis jetzt das wundervollste plätzchen, in dem ich auf meiner reise übernachte. die leute sind so nett, bringen mir morgen meine frisch gewaschene wäsche, machen mir frühstück (bananen, da ich weder ananas pancakes, omelette oder scrambled egg esse) und waren die gastfreundlichsten menschen in person. die leute die dort mit mir schlafen (ungefähr 5 weitere würd ich schätzen), sind alle sehr nett und offen und allgemein bin ich mir fast sicher, dass ich hier nochmal zurückkehren möchte.
die geschichte, wie ich hier hergekommen bin, also letzte nacht quasi, ist alerdings weniger rosig.

*dramatische pause*

*zurückspul geräusch*

36 stunden vorher

morgens bin ich mit einem taxi in ne andere stadt eigentlich um endlich einen surfkurs zu machen aber als ich ankam war einfach absolut keiner aufm wasser weil die wellen extrem hoch waren und da ich nicht wusste was ich machen soll bin ich dann zu nem busunternehmen und hab einen shuttle gebucht zum hafen nach lombok.
erstmal hatte der bus ne halbe stunde verspätung und durch den verkehr ist dann die ganze truppe dem bus entgegengelaufen um zeit zu sparen.
irgendwann zwischendrin hat mir dann manon, meine freundin, die gerade (dummerweise) genau diesen weg rückwärts zurücklegte, geschrieben, dass es wohl 14 stunden für sie dauert, weil die wellen im hafen zu hoch sind um anzulegen und die fähre dann auf dem wasser warten müsse. ich wusste also absolut nicht, ob und, wenn ja, wann ich ankommen würde. das erschwerte die planung natürlich etwas, weil ich kein hostel für die nacht buchen wollte, wenn ich im endeffekt eh erst am nächsten morgen ankommen sollte.

nachdem wir irgendwie 4 zwischenstopps hatten haben die uns auf dem weg zum letzten halt in ein anderes kleineres auto verladen wieder wegen des verkehrs da der bus irgendwie nicht durchkommen würde oder so. das hat alles ungefähr 5 stunden gedauert obwohl der direkte weg von kuta nach padang bai alleine ca 2 gewesen wären. nun gut, nachdem ich mich zum ticketschalter durchgefragt habe dann irgendwann tatsächlich auf der fähre gelandet bin.
der hafen und die fähre selbst war alles irgendwie sehr zwielichtig und schäbig, ich hatte die ganze zeit keine ahnung was passiert und generell fühlt sich diese komplette reise seit morgens an als würde ich einfach nur einer art anleitung folgen, die mir irgendjemand sehr schlecht erklärt hat. einfach sehr surreal, keine meiner entscheidungen habe ich wirklich bewusst getroffen, sondern einfach nur indem ich rungelaufen bin und einfach mal nachgefragt hab, weil ich keine andere idee hatte.



dann hab ich da auf der fähre in meinem klappsitz paar stunden gepennt in soner halle, mein vorbereitetes essen gegessen, meditiert und bin dann nachts um kurz nach 1 oder so angekommen.
wie ich natürlich die ganze fahrt schon wusste, hatte ich keine unterkunft und keinen transport und musste mit so 10 taxifahrern verhandeln, die alle viel zu hohe preise wollten. dann bin ich am ende mit nem roller ne dreiviertelstunde zu dem ort wo ich hinwollte gefahren, was schon anstrengend genug war mit meinem 20 kilo backpack aufm rücken. der dumme fahrer hat mich aber nicht zum hostel gefahren was ich kurz vorm losfahren rausgesucht hatte also musste ich um halb 3 nachts ne halbe stunde mit meinem ganzen fetten gepäck laufen und den weg finden. habe zwischenzeitlich sogar zuflucht vor einem anderen homestay mit offenem zaun gesucht, um dort zu schlafen, da lag aber dann einfach schon irgendwer. also bin ich weitergelaufen, auf dem weg zu meinem hostel, von dem ich schon wusste, dass es keinen platz mehr haben wird, da ich einen der taxifahrer überredet habe dort anzurufen.
während ich also so in meiner absoluten ungewissheit mit zwei fetten rucksäcken lief kam auf einmal die polizei und hat gefragt wo ich hingehe. ich natürlich direkt gesagt, in der hoffnung, dass sie mich den rest des weges bringen, was dann auch so passiert ist.
haben mich also nachdem sie tausendmal irgendwelche leute nach dem weg gefragt haben, abgesetzt, den nachtwächter dort geweckt und noch ein schönes foto mit mir gemacht. von den 3 waren auch glaub ich zwei nur irgendwelche freunde die nichts zu tun hatten und deswegen mit dem polizisten rumgefahren sind.


der nachtwächter hat dann noch einen anderen mitarbeiter geweckt, der mir dann gesagt hat wo ich meine sachen hinstellen kann. ich hab mich dann in eine der hängematten gepflanzt und kam absolut nicht auf die vergangenen bzw. immer noch passierenden ereignisse klar.
hab dann zu guter letzt um halb vier auch noch einen engländer kennengelernt der von irgendeiner party kam und mir dann in der hängematte daneben gesellschaft geleistet hat.
jetzt gerade sitze ich einen tag später im shuttle bus zum nächsten hafen und fühle mich ganz wohl neben einer (ziemlich sicher) australierin, die heute morgen halb sechs ihren flug nach bali verschlafen hat.

 

das war mein essen und der frosch

das ist das hostel

der strand von kuta lombok und die fähre nach gili